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Aktueller Zyklus

Aktuell geförderte Künstler*Innen

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Simone Kessler

Foto: Maximilian Probst

Reiseplan

Irland, Spanien, Portugal, Großbritannien, Frankreich, Dänemark

Reisebericht:

In den vergangenen Monaten habe ich mich intensiv mit der Kommunikation von Walen und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Verhalten mariner Tiere beschäftigt. Der Austausch mit neun internationalen Wissenschaftler:innen gehörte ebenso zu meiner Recherche wie persönliche Treffen – erste Kontakte knüpfte ich in Büsum. Bei einer Reise nach Irland traf ich weitere Expert:innen vor Ort und konnte vom Boot aus Ton- und Videoaufnahmen von Delfinen machen. Außerdem absolvierte ich ein Sicherheitstraining in Schutzkleidung, einschließlich einer praktischen Übung im Wasser, um das „Personal Survival Techniques Certificate“ zu erwerben – eine Voraussetzung für meine geplante Teilnahme an einer wissenschaftlichen Expedition im Oktober.

Konzept​

Das Projekt Imagine the Possibilities – The Language of Whales and Maritime Life erforscht und visualisiert die Kommunikation maritimer Lebewesen in internationalen Gewässern. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen des Marine and Freshwater Research Centre (MFRC), der Irish Whale and Dolphin Group (IWDG) und weiteren Partner:innen werde ich 2025 mehrere Forschungsreisen unternehmen. Diese Reisen dienen der direkten Begegnung mit Walen und anderen Meeresbewohner:innen sowie dem persönlichen Austausch mit den Forschenden und der Begleitung ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Mithilfe modernster Technologien wie KI-gestützter Akustikanalyse und Unterwasseraufnahmen untersuchen die Forschenden die komplexen Kommunikationsmuster von Walen und anderer Tiere sowie die Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf ihre Lebensräume. Basierend auf diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen entwickle ich eine Werkserie aus Videos, Zeichnungen, Fotos und Installation, die das Sozialverhalten, die Sprache und die Lebensrealitäten der Meeresbewohner:innen erfahrbar macht.

Meine aktuelle Arbeit hinterfragt das vom Menschen konstruierte Konzept der „Intelligenz“, das oft als Legitimation dient, den Menschen über die anderen Tiere zu erheben. Die im Projekt entstehenden Kunstwerke können dazu beitragen, Empathie für mehr-als-menschliche Leben zu kultivieren, neue Perspektiven auf „Interspecies Communication“ zu eröffnen und den interdisziplinären Dialog zwischen Kunst, Wissenschaft und Naturschutz zu fördern.

Biographie

Simone Kessler ist eine multidisziplinäre Künstlerin aus Hamburg, deren Ansatz explorativ und prozessorientiert ist. In einer Reihe von miteinander verbundenen Werkserien untersucht sie philosophische Fragen zu menschlichen Systemen, Ökologie und Wissenschaft. Ihre Arbeiten umfassen verschiedene Medien wie Installation, Objekt-Performance, Video und Fotografie und bedienen sich häufig humorvoller oder absurder Elemente. Im Mittelpunkt ihrer Kunst steht das Aufdecken verborgener Prozesse, die sich in fragilen, temporären Zuständen des Seins offenbaren – wie es beispielsweise in ihren jüngsten Werkserien CLAYSTUDIES und EARTHLY MATTERS zu sehen ist. Kesslers Schaffen beleuchtet auf poetische Weise komplexe und oft unsichtbare Phänomene wie Wasserverschmutzung, Landnutzung und Intelligenz jenseits menschlicher Wahrnehmung. Ihr Ziel ist es, unsere Wahrnehmung der Welt herauszufordern und zur Reflexion über unsere Rolle darin anzuregen. Ihre Arbeiten entstehen in der Regel durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und basieren auf dem Austausch mit anderen Künstlerinnen, Kuratorinnen sowie der Wissenschaft. Seit Beginn ihrer Karriere hat Simone Kessler ihren Ruf als Künstlerin stetig ausgebaut, mit über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen in 10 Ländern. Dazu zählen Ausstellungen wie EARTH RISING im IMMA, Dublin (IR), SAVVY Contemporary: The Laboratory of Form-Ideas, Berlin (D), BoCs Museum, Cosenza (I) und das Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg (D). Als Künstlerin erhielt sie Stipendien und Artist-in-Residencies wie das Residenzstipendium in Berlin durch EIGEN + ART LAB und Plug and Play (2016), das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds in Bonn (2021) und Projektförderungen durch die Mara und Holger Cassens Stiftung in Hamburg (2019 und 2023). Seit 2013 ist Kessler auch als Kuratorin tätig, zuletzt in diesem Jahr für den Art Space Atelier Josepha. Zusätzlich lehrte sie als Gastdozentin im Fachbereich Architektur an der HafenCity Universität Hamburg und der Hochschule Trier zwischen 2019 und 2023. Kessler studierte Bildhauerei und Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste in München und in Lissabon.

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Katja Pilipenko

Reiseziel

Bulgaria (Sofia, Petrich, Rupite) and North Macedonia (Strumica).

Reisebericht April 2025

The first part of my trip was spent visiting places where Baba Vanga lived and worked, at the border of Bulgaria, North Macedonia, and Greece. I took many photos exploring how the myth of her prophetic gift emerged.

Now, in Sofia, I’m studying the archives of the Institutes of Suggestology and Parapsychology (1966–1984), which document the Bulgarian socialist government’s research into her abilities. It’s thrilling to sift through bound notebooks filled with handwritten materials—visitor questionnaires, prediction analyses, and even a chart linking moon cycles to her prophecies. I plan to use it as the basis for one of my works.

 

 

Konzept

Katja Pilipenko (*1989), an artist from Moscow based in Hamburg, studied painting and sculpture at the Hamburg University of Fine Arts, where she earned her MFA in 2021. In her wide-ranging work, she investigates the media-based transmission and dissemination of constructions of truth, the interconnections between language and perception, and the formation of myths and ideologies in the political and societal spheres.

Her most recent exhibitions were held at Hajusom e.V., St. Pauli Bunker, 8. Salon, and Bucerius Kunst Forum, Hamburg (2024); ICAT – Institute for Contemporary Art & Transfer, Kunsthaus Hamburg (2022); and Holzmarkt 25, Berlin (2021).

She received several awards, including stipends from the ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (2024) and the Claussen-Simon-Stiftung (2022–2023), as well as the Hiscox Art Prize (2020). In 2024, she participated in an art residency at Fondation Fiminco in Paris.

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Anna Stüdeli 
Foto: @Matthew Muir

Reisebericht:

01.04.2025 – Ich melde mich aus Shanghai nach meiner ersten Woche in China. In meinen Streifzügen durch die Stadt sehe ich, dass Kapitalismus, Tradition und Überwachung Hand in Hand gehen. Es ist leicht, sich von dem vordergründigen Kapitalismus in die Irre führen zu lassen: Die Stadt ist modern und sauber, die Menschen wirken konsumfreudig und entspannt. Schaut man jedoch etwas genauer hin, entpuppt sich diese scheinbar perfekte Welt als Illusion, die nur so lange besteht, wie man sich an die Regeln der Regierung hält und nicht aus der Reihe tanzt.

 

 

Konzept

In meiner künstlerischen Praxis fotografiere ich gezielt Ausschnitte von Werbeplakaten, die ich auf Streifzügen durch Städte entdecke. Diese Plakate faszinieren mich aufgrund ihrer visuellen Vielfalt und ihrer Fähigkeit, die kulturellen und sozialen Nuancen ihrer jeweiligen Umgebung widerzuspiegeln. Aus den gesammelten Bildern kreiere ich dreidimensionale Collagen, die ich auf originalen Plakatträgern präsentiere. Diese Präsentationsform erlaubt es mir, die Plakate in einem neuen Kontext zu zeigen, ihre ästhetische Bedeutung zu betonen und ihre ursprüngliche Funktion als Massenmedium zu hinterfragen. 

Bisher konzentrierten sich meine Recherchen auf die Schweiz, Deutschland und Frankreich. Im Rahmen des Reisestipendiums möchte ich meinen Radius über Europa hinaus erweitern und die Werbelandschaften der beiden Supermächte USA und China genauer untersuchen. Die beiden Länder unterscheiden sich stark, doch es verbindet sie auch viel. Die USA verkörpern das Modell der freien Marktwirtschaft wie kein anderes Land. China hingegen gilt unter der allumfassenden Kontrolle der Kommunistischen Partei offiziell als sozialistische Marktwirtschaft. Obwohl sich die beiden Länder kulturell und politisch kaum stärker unterscheiden könnten, dominieren sie gemeinsam die globale Wirtschaft und sind die wirtschafts- und konsumstärksten Länder der Welt. 

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Nicholas Mboya

Reiseziel

Nairobi Kenya, Dallas Texas and Washington Dc

Reisebericht

My first visit was the Nairobi war cemetery which commemorates the death of Kenyan and East African, British-led soldiers who fought against soldiers under Italian command in the Second World War.

My incentive to visit the cemetery was because most war cemetery around the world serves as commemoration sites since the bodies are never shipped for burial. This then brings up the importance of a grave site as a place of remembrance on home grounds.

The Nairobi war cemetery is critical since it solely commemorates World War Two veterans, also since I’m based in Germany and my country Kenya being a former British colony and member of the commonwealth states, the historic geopolitical relationship intertwines in different ways.

This and other gathered interviews in Nairobi and Kisumu Kenya, serves as a basis for my extensive upcoming research in Texas in April. in the attempt to uncover findings on the concept of death in diaspora among Kenyans with the title “ After Life Far Away”.

 

Konzept

“My travel destinations are Nairobi Kenya, Dallas Texas and Washington Dc. I’m interested in researching matters of grief, especially in the context of unavoidable circumstances of exile and/or external migration in these specific diasporas (also including Hamburg, my current place of living).  I would like to study Kenyan lives in these peripheries by conducting interviews, going through written/published materials and examining cultural norms and practices as far as the death of loved ones and burial processes apply. I’d like to examine the African diaspora from various perspectives – those who live in it and those who still live in the homeland – friends, partners, and family members. What does it mean to be buried abroad? What does the reverse repatriation of bodies from the homeland to the diaspora mean? What does it mean (not) to have a place of remembrance? We can never be certain of the location of our graves, but exile and migration change the perspective on graves as final resting places significantly. Living in the African diaspora might confront you with a level of uncertainty, but also an opportunity to rethink the traditions and conventions of funerals.

There is a considerably larger population of Kenyan immigrants in America than any other country abroad based in Texas and New York state among other American states. These travel destinations would serve as crucial research laboratories in the quest to unveil and draw comparisons between funeral and mourning ceremonies among different ethnic groups of Kenyans in the diaspora. This extends my curiosity as to how this topic has been (re)interpreted in art practice.

With this. I intend to create an artwork that puts this theme to light and therefore, sparks conversations among the viewers, hence evoking emotions hoping to transcend the discussions of the sublime nature of diverse funeral exercises and aggravation coping mechanisms.”

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Mohammad Poori

Reiseziel

Georgien

Reisebericht:

Liebe Neue Kunst in Hamburg Team,

dank eurer Unterstützung konnte ich vom 27. Februar bis 16. März meine erste von zwei geplanten Recherchereisen nach Georgien unternehmen. Ich war überwiegend in Tiflis sowie in Kakheti und Anaga, dem Geburts- und Todesort von Hamlet Gonashvili. Im Juni folgen die Dreharbeiten. Für das Frühjahr 2026 plane ich eine Video-Installation. Anbei drei Fotos – eines zeigt den bekannten Baum.

Herzliche Grüße,

Mo Poori

 

Konzept

“Im Oktober 2018 reiste ich nach Georgien und begegnete erneut der Stimme von Hamlet Gonashvili, der 1985 auf tragische Weise ums Leben kam, als er in seinem Heimatdorf Anaga von einem Baum stürzte. Diese scheinbar banale Todesursache birgt für mich eine tiefere Bedeutung, da sie eine plötzliche und unerwartete Endgültigkeit verkörpert, die grundlegende Fragen nach Vergänglichkeit und Sinn aufwirft. Die Stimme Gonashvilis, die bereits für meinen Großvater, einen Exiljuden im Iran, eine besondere Bedeutung hatte, begleitet mich auf dieser Reise und verbindet uns über Generationen hinweg in einem Zustand der Entwurzelung.

Meine Reise nach GEorgien war kein nostalgischer Akt, sondern der Versuch, eine Struktur von Momenten und unsichtbaren Verknüpfungen zu finden, die sich jenseits eines bestimmten Ortes entfalten. Da mir aufgrund meiner Flucht eine Rückkehr in den Iran verwehrt ist, bleibt auch jede sinnliche Rückbindung an diesen Ort unerreichbar. Statdessen suche ich nach Spuren, die sich in Erinnerungen und Begegnungen wie jener mit Gonashvilis Stimme offenbaren.
Ich möchte deshalb zurück nach Georgien, nach Tiflis, wo Hamlet lebte und nach Anaga, um mich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen: Was bedeutete Hamlets Stimme für meinen Großvater, der im Exil lebte und welche Bedeutung hat sie heute für mich, zwei Generationen später, weiterhin im Exil? Warum zieht mich sein Tod mehr an als das Leben? Vielleicht liegt die Antwort in den Erinnerungen an meinen Großvater, im Geruch der Luft, der sich ähnelt und in einer Historie von Melancholie und Verwirrung, die sowohl den Nordiran als auch Georgien für mich miteinander verbindet.”