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RÜCKBLICK 2024

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Leyla Yenirce​

Reiseziel

United States of America

Konzept​

Während eines Studienjahrs war Leyla Yenirce 2013 bereits in den USA. Nun ist sie zehn Jahre später zurückkehrt um Orte ihres damaligen Aufenthaltes zu besuchen. Von New York City aus bereiste die Künstlerin Reiseziele der Ostküste, Philadelphia oder Ithaca. Dabei soll eine multimediale Installation aus Reisetagebuch-Texten, Videos, Audioaufnahmen entstehen, die musikalische Fragmente von Ambient bis Noise aufgreift.

Exhibition / Sfeir-Semler Gallery / 2024

Leyla Yenirce’s exhibition Fountain at Sfeir-Semler Gallery is set within a scene reminiscent of a living room. This interior, fitted with a sofa, table, water kettle, and tea for visitors to linger, is connected to the street and passersby through a projection on the window. The video, visible from inside and outside, captures a night at Washington Square Park. Reflecting on her work, Yenirce speaks of a moment, one closely linked to a certain experience of urban beauty and the paradoxical quality of this scene – at once a portrait of joyous gathering and one of neglected social space.

 

“On my way back, it was pouring and it was warm, so I walked through the rain. The streets were almost empty, my feet wet from the water. Walking through the puddles, feeling slightly disgusted by the dirt mixing into the soup through which my shoes were swimming, as I was making something out to be bigger than it was, in a moment when it was raining. And the lights, they looked so pretty and the buildings were so tall and there were so many people I didn’t know.” (Leyla Yernice)

Leyla Yenirces Ausstellung Fountain in der Galerie Sfeir-Semler Galerie präsentiert sich vor einer Kulisse, die an ein Wohnzimmer erinnert. Dieses Interieur, ausgestattet mit einem Sofa, Tisch, Wasserkocher und Tee, das Besuchende zum Verweilen einlädt, schafft durch eine Projektion an der Fensterscheibe eine Verbindung zur Straße und zu Passanten. Das Video, das sowohl von innen als auch von außen sichtbar ist, fängt eine Nacht im Washington Square Park ein. Mit Blick auf ihre Arbeit spricht Yenirce von einem Moment, der eng mit einer bestimmten Erfahrung urbaner Schönheit verbunden ist, und von der paradoxen Qualität dieser Szene – einem Porträt heiterer Zusammenkunft und gleichzeitig eines vernachlässigten sozialen Raums.

Auf dem Rückweg goss es in Strömen und es war warm, und so lief ich durch den Regen. Die Straßen waren so gut wie leer, meine Füße durchnässt vom Wasser. Durch die Pfützen lief ich durch, fühlte mich leicht angewidert von dem Dreck, der sich mit der Suppe vermischte, durch die meine Schuhe schwammen, und ich machte mir etwas größer vor, als es war, in diesem Moment, als es regnete. Und die Lichter, sie sahen so schön aus und die Gebäude waren so hoch und da waren so viele Menschen, die ich nicht kannte.” (Leyla Yernice)
Text Fatima Hellberg

FotocreditFred Dott für Neue Kunst in Hamburg 

Biographie

Leyla Yenirce (1992, Kurdistan) ist eine bereits vielfach ausgezeichnete bildende Künstlerin, Komponistin und Autorin, die in ihrer Arbeit multi-disziplinär mediale und kulturelle Dominanzstrukturen thematisiert. Sie ist u.a. Preisträgerin des Ars Viva Preis 2023 für Bildende Kunst, des Karl H. Ditze Kunstpreis sowie des Playground Art Prize. Derzeit ist ihre erste Einzelausstellung „So Much Energy“ im Kunsthaus Hamburg zu sehen. Gemeinsam mit der Autorin Enis Maci ist sie mit dem literarisch-musikalischen Projekt „Wunder/DNA“ auf Tour. Im Mai 2023 stellte sie im Haus der Kunst in München aus.

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Gerrit Frohne-Brinkmann

Reiseziel

Mexico

Konzept

Ziel des viermonatigen Aufenthalts in Mexico City war die Auseinandersetzung mit der Schlange sowohl als realem Tier, als auch in ihren traditionellen Darstellungsformen. Ein besonderes Interesse galt dabei den Mythologien und Glaubenssystemen im präkolumbischen Mexiko, in denen das Schlangenmotiv eine zentrale Rolle spielt. Daran anknüpfend richtete sich der Fokus auf die Rassel der (in Mexiko heimischen) Klapperschlange. Könnte man diese Rassel als eine Denkfigur für einen Produktionsprozess verstehen? Wie ließe sich das Konzept eines solchen aus Resten, aus dem Vorangegangenen bestehenden Instruments auf eine künstlerische Arbeitsweise übertragen?

Exhibition / BittelvonJenisch / 2024

Gerrit Frohne-Brinkmann’s exhibition Prey and Protagonist resides at the intersection of sculpture, installation and performative art, with the exhibition space serving as stage. In the newly conceived works, robotic cats rest upon ceramic snakes – a juxtaposition of a faithful mode of  representation of the natural world and the technologically mediated depiction or fantasy thereof. Prey and Protagonist has in part developed from the artist’s investigation of the iconography and mythologies of the rattlesnake in pre-Columbian, geometric, ornamentation whilst bringing together this archetype with a more recent one in the image of the mechanised cats. The sculptural assemblage, a forced friendship of form, techniques and species, is open to be understood as simultaneously futuristic (with an apocalyptic aftertaste) and prehistoric in its figuration and symbolism. In a semantic play, the titles of the individual works form pairings of the words Prop, Protagonist, Prey and Predator, injecting new meaning and disrupting familiar associations. 

Gerrit Frohne-Brinkmanns Prey and Protagonist vereint Skulptur, Installation und performative Kunst und macht sich den Ausstellungsraum zur Bühne. Die neu konzipierten Arbeiten bestehen aus roboterhaften Katzen, die sich auf Keramikschlangen niedergelassen haben – eine Gegenüberstellung einer treuen Darstellung der natürlichen Welt und einer technologisch vermittelten Abbildung oder Fantasie derselben. Prey and Protagonist hat sich zum Teil aus der Untersuchung der Ikonographie und Mythologie der Klapperschlange in präkolumbianischen, geometrischen und ornamentalen Darstellungen entwickelt und verbindet diesen Archetyp mit einem neueren, dem Bild der mechanisierten Katzen. Die skulpturale Montage erweist sich als eine erzwungene Freundschaft von Form, Arbeitsweisen und Tierarten und kann zugleich als futuristisch (mit apokalyptischem Beigeschmack) und prähistorisch in ihrer Figuration und Symbolik gelesen werden. In einem semantischen Spiel setzen sich die einzelnen Titel der Werke Paare aus den Wörtern Prop, Protagonist, Prey und Predator zusammen, wodurch neue Bedeutungen entstehen und mit vertrauten Assoziationen gebrochen wird. (Text Fatima Hellberg)

FotocreditFred Dott für Neue Kunst in Hamburg

Biographie

Gerrit Frohne-Brinkmann (*1990) studierte an der Hochschule für bildende Künste, Hamburg. In seinen Werken sucht er die Schnittmenge zwischen frühzeitlichen Kulturformen und aktuellen populären Aufführungsformaten im Vergnügungsbereich. Sein besonderes Interesse galt dabei den Randbereichen der Natur- und Kulturwissenschaften. Aus einer fiktionalisierten historischen Distanz beschreibt er die Gegenwart und unser Verhältnis zu ihr und lässt scheinbar selbstverständlichste Gewissheiten brüchig werden.

Zuletzt waren seine Werke im Oldenburger Kunstverein (bis Mitte November 2022), in der Kunsthalle Münster, im Kunstverein Reutlingen sowie im Kunstpalais Erlangen zu sehen. 2016 gewann er den Art Cologne Award for New Positions; 2017 erhielt er das Follow Fluxus Stipendium des Nassauischen Kunstvereins Wiesbaden. Gerrit Frohne-Brinkmann lebt und arbeitet in Hamburg.

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Tatsuya Sugimoto

Reiseziel

Kopenhagen

Konzept

“I would like to go to Copenhagen where the training topic is “Place and Transport” and study the Fehmarnbelt Tunnel, an underwater tunnel connecting Germany and Denmark scheduled for completion in 2029. What will we get out of faster travel? Through interviews with people living on the Danish island of Lolland and the German island of Fehmarn which has changed rapidly since construction began, I want to take up events that are deeply rooted in the region, in different places and in changing social conditions in the context of globalisation. I want to create works that interweave the various changes brought about by intercultural encounters, clashes and transportations with the passage of time and processes and present them in an exhibition.”

Exhibition / Holger Priess / 2024

Ideas of interaction and engagement are central to the practice of Tatsuya Sugimoto. His work introduces carefully choreographed shifts, architectonic and social changes that produce novel encounters with the familiar. In his exhibition Please ask me if you have any questions at Holger Priess gallery, the exchange between viewer and gallerist plays a central part. In the course of the exhibition, gallerist Holger Priess will pose a question and an offer – one that will be repeated on a daily basis as part of the regular running of the gallery: Please ask me if you have any questions. Here this invitation is extended as part of the work itself, shifting the focus onto the immaterial, the invisible, and a set of perspectives conveyed in this interaction. The gallery space will be left empty, with traces from visitors and remainders from the daily business being kept to accumulate and reveal themselves to be integral to the progression of the show over time. The notes and reflections on these encounters with visitors logged by the gallerist will be included as a script in the publication for the show, and individually numbered floor plans for Please ask me if you have any questions  presented as an edition.

Im Zentrum der Praxis von Tatsuya Sugimoto stehen Ideen der Interaktion und des Engagements. Seine Arbeit bindet sorgsam choreografierte Verschiebungen sowie architektonische und soziale Veränderungen ein, die neuartige Begegnungen mit andernfalls Vertrautem hervorrufen. In seiner Ausstellung Please ask me if you have any questions in der Holger Priess Galerie steht der Austausch zwischen Betrachter*in und Galerist im Mittelpunkt. Im Laufe der Ausstellung wird Galerist Holger Priess den Besuchenden mit einer Frage und einem Angebot begegnen – dieselbe Frage, die den täglichen Galeriebetrieb bestimmen wird: Please ask me if you have any questions. Diese Einladung soll nun zu einem Teil des Werks selbst werden, wodurch der Fokus auf das Immaterielle und das Unsichtbare verschoben wird, und auf eine Reihe an Perspektiven, die durch diese Interaktion vermittelt werden. Die Galerieräume bleiben selbst leer, so dass sich die Spuren von Besuchenden und Überreste des täglichen Betriebs mit der Zeit ansammeln und als integraler Bestandteil des Ausstellungsgeschehens sichtbar werden. Aufzeichnungen und Reflexionen über diese Begegnungen mit den Besuchenden, die vom Galeristen aufgezeichnet werden, finden sich schließlich als Skript in der Publikation zur Ausstellung, während einzeln nummerierte Ausstellungspläne für Please ask me if you have any questions als Edition präsentiert werden.

Text Fatima Hellberg

FotocreditFred Dott für Neue Kunst in Hamburg

Biographie

Tatsuya Sugimoto (1993, Japan)

2018 – 2022 in University of Fine Arts Hamburg Department of Sculpture Prof. Martin Boyce

Selected Group Exhibitions
2022 EASTER FIELD festival (Osterfeldstraße, Hamburg)
2021 Abstecher ( Danziger Str.22, Hamburg )
2021 I Rejseleve ( Heaven20, Copenhagen )
2020 7+1 Künstler aus Japan – Gedanken nehmen Gestalt an ( Galerienrundgang Charlottenburg – Berlin )
2020 Small Is Beautiful ( Mikiko Sato Gallery, Hamburg )
2019 Ibasho,The place where I/we can be (Frappant e.V. ,Hamburg )
2019 TOSA MOSA (Museum of Art WARAKOH,Kochi )
2019 Espace de Réflexion (Spiral Garden,Tokyo )
2019 Parallel Picnic (Krebs-Kontor, Hamburg )
2018 TSJK ( Kochi Museum of Art, Kochi ) 
2017 The red car is passing through the gallery ( KUNST ARZT, Kyoto )

Award
2022 Karl H. Ditze Prize

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Prateek Vjian

Reiseziel

England, Indien

Konzept

In the proposed project, I plan to visit the British Museum in London and create a fiction about how objects stolen during the British Raj from India could find their way back to where they originated from, keeping in mind that these places also have been altered and currently face rightwing political movements. I plan to research how much these palaces of museums are investing in the infrastructure to secure the objects they have stolen, ideologically, legally and physically.

Exhibition / Produzentengalerie / 2024

Prateek Vijan’s exhibition is the second chapter in a series of works made about a fictional heist planned for the wooden automaton Tipu’s Tiger, residing in the Victoria and Albert Museum in London. This object was originally looted by the British during the 4th Anglo-Mysore War of 1799, “a curious piece of mechanism, as large as life, representing a royal Tiger in the act of devouring a prostrate European officer.” Working under a pseudonym, Vijan spent his residency in London, researching and investigating the legal framework of this looted object and the security and architecture of the museum. In this process, the figure of the fly became a potent image: a stubborn circling, a source of irritation, a presence which usually would be shooed away. Drawing on observations, insights and structures from these acts of research-based probing and Vijan’s fascination with conventions of preservation/ conservation, his exhibition brings together a series of newly conceived work across sculpture, printmaking, moving image and installation.

Prateek Vijans Ausstellung ist das zweite Kapitel einer Reihe von Arbeiten, die sich mit einem fiktiven Raubüberfall auf das Londoner Victoria and Albert Museum befassen, um den dort ausgestellten Holzautomaten Tipus Tiger zu entwenden. Das Artefakt wurde während des Vierten Anglo-Mysore-Krieges von 1799 von den Briten geraubt, “ein merkwürdiger Mechanismus, lebensgroß, der einen königlichen Tiger darstellt, der einen darniederliegenden europäischen Offizier verschlingt.” Vijan verbrachte einen Aufenthalt in London unter einem Pseudonym, um den rechtlichen Rahmen des geplünderten Objekts sowie die Sicherheitsmaßnahmen und die Architektur des Museums unter die Lupe zu nehmen. Dabei entwickelte sich die Figur der Fliege zu einem wichtigen Motiv: ihr hartnäckiges Kreisen, ihre irritierende Präsenz, die es für gewöhnlich zu verscheuchen gilt. Ausgehend von Beobachtungen, Erkenntnissen und Strukturen, die sich aus diesen forschungsbasierten Erkundungen ergaben, und von Vijans Faszination für Praktiken des Bewahrens/Konservierens vereint seine Ausstellung eine Reihe von neu konzipierten Arbeiten aus den Bereichen Skulptur, Druckgrafik, Bewegtbild und Installation. Text Fatima Hellberg

FotocreditFred Dott für Neue Kunst in Hamburg

Biographie

Prateek Vjian is a visual artist born and raised in New Delhi, India, who is currently residing in Hamburg. Speaking from his personal experience, his current work, which manifests in interactive installations and videography, sheds light on the aspects of estrangement and provisionality entailed with relocating from the Global South to the Global North. Navigating this space of in-betweenness, he investigates his new subject position as a foreigner, while simultaneously tracing back a lineage of displacement and movement within his family’s own history. Formally as well as conceptually his films and kinetic sculptures are concerned with the complex intertwining of physical distance and mental proximity and vice versa. He repeatedly raises the question how ephemeral events and orally transmitted stories can be captured and thereby documented.

(Hiscox Preisträger 2021)

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Elisa Barrera

Reiseziel

Griechenland, Türkei, Ägypten, Spanien, Italien

 

Konzept

In der bildlichen Darstellung von Gärten ist das Unmögliche möglich: Blumen, die sonst in verschiedenen Monaten oder Jahreszeiten blühen, können zur gleichen Zeit blühen und sich zusammen mit Tieren, die zu verschiedenen Zeiten des Jahres wandern oder aus verschiedenen geografischen Gebieten stammen, am gleichen Ort befinden.

Das Reiseprojekt “The Painted Garden” konzentriert sich auf den Besuch einiger dieser gemalten Räume und botanischen Gärten im Mittelmeerraum und beginnt mit der Analyse verschiedener Wandmalereien, wie sie sich in die Architektur einfügen und die Möglichkeit bieten, eine bestimmte Atmosphäre und Zeitlichkeit zu betreten. Das Ziel ist es, zu untersuchen, wie die konstruierte Idee des “Natürlichen” im Laufe der Jahrhunderte dargestellt wurde. In verschiedenen Anrainerstaaten des Mittelmeers und in verschiedenen Kulturen und Zivilisationen (ägyptisch, minoisch, römisch, islamisch) gibt es in der Tat zahlreiche Wandmalereien, die die Flora abbilden. Jede Zivilisation hat ihre eigenen Codes, Themen und Darstellungstechniken, aber alle haben sich im Laufe der Jahrtausende gegenseitig beeinflusst und aktualisiert. Das Projekt untersucht die interkulturelle Koexistenz zwischen verschiedenen Zivilisationen und zwischen Mensch und Natur im Mittelmeerraum, die Darstellung naturalistischer Sujets, die verwendeten bildnerischen und perspektivischen Techniken sowie den künstlerischen und stilistischen Austausch an der Grenze zum heutigen Südeuropa. Dieses Projekt ist inspiriert von der Art und Weise, wie Samen und Pflanzen reisen, sich ausbreiten und entwickeln. Daher wird der Mittelmeerraum als Ganzes betrachtet und versucht, Verbindungen zu schaffen, die über die derzeitigen geopolitischen und religiösen Grenzen hinausgehen und die unterschiedlichen Identitäten der einzelnen Länder respektieren.

Exhibition / Karin Guenther / 2024

The Painted Garden is an exhibition by Elisa Barrera. Playing on the tension and synergies between an actual and a painted garden, Barrera introduces the painterly space as one which can mirror the cultivated and contained natural scene, a space where an order can be subverted or re-invented. The gardens in Barrera’s work are places of recreation, but they are also places of mastery, based on traditions of controlling nature, of displaying wealth and the ownership of land.

The exhibition comprises three bodies of work, compositions of canvases sitting at the intersection between painting, a salon hang and a total work. This interior is accompanied by a zine, drawing on an archive of over 5,000 pictures, mainly of plants and their renditions in churches, museums, public spaces, etc., which Barrera has accumulated and generated during her travels in the Mediterranean region. There is a form of longing here for the garden, residing in the potential, the imaginary space implicit in the medium of painting, but inevitably also containing its inevitable flatness, a place which cannot be inhabited and where its unruliness and change are held static.

The Painted Garden ist eine Ausstellung von Elisa Barrera. Im Spiel mit der Spannung und den Synergien zwischen dem realen und dem gemalten Garten stellt Barrera den malerischen Raum als solchen vor, der der kultivierten und abgeschirmte natürlichen Szene gerecht wird – ein Raum, in dem Ordnungen unterlaufen oder neu erdacht werden können. Die Gärten in Barreras Werk sind Orte der Erholung, aber auch Orte der Bezähmung, die auf Traditionen der Naturbeherrschung, der Zurschaustellung von Reichtum und des Grundbesitzes beruhen. 

Die Ausstellung umfasst drei Werkgruppen und zeigt Kompositionen von Leinwänden, die sich an der Schnittstelle zwischen Malerei, Salonhängung und Gesamtkunstwerk ansiedeln. Dieses Interieur wird von einem Zine begleitet, das auf ein Archiv von mehr als 5.000 Bildern zurückgreift, hauptsächlich von Pflanzen und ihren Darstellungen in Kirchen, Museen, öffentlichen Räumen etc., die Barrera auf ihren Reisen durch den Mittelmeerraum gesammelt und erstellt hat. Hier liegt eine Form der Sehnsucht nach dem Garten vor, die im Potenzial, im imaginären Raum der Malerei begriffen ist, die aber zwangsläufig auch ihre unvermeidliche Flachheit in sich birgt und Orte schafft, die sich niemals bewohnen lassen und in denen die Unbeständigkeit und der Wandel stillstehen. Text Fatima Hellberg

FotocreditFred Dott für Neue Kunst in Hamburg

Biographie

Elisa Barrera (*Turin, IT) hat an der Accademia Albertina di Belle Arti in Turin und an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Jutta Koether studiert. 2014 hat sie den Off-Space Come Over Chez Malik’s in Hamburg gegründet.

In ihrer künstlerischen Praxis konstruiert Elisa Barrera alternative Räume, indem sie die Malerei zu Installationen erweitert, die die Betrachterin umgeben und in einen Dialog mit der spezifischen Architektur des Ausstellungsraums in Austausch treten. Die Produktion  dieser Installationen entspringt dem Wunsch, imaginäre und utopische Umgebungen zu schaffen, die auf der Nostalgie realer Orte basieren und zu versuchen, kollektive und persönliche Erfahrungen zu verbinden. Barrera erstellt digitale Fotoarchive, deren Material mehrfach wiederverwendet und anschließend in Installationen mit bildnerischen und skulpturalen Elementen umgesetzt wird, die im Dialog mit der Architektur stehen und einen Raum der Begegnung und des Austauschs schaffen möchten. Oft verwendet sie verschiedene antike Techniken und Technologien der bildlichen und skulpturalen Darstellung, die heute vernachlässigt werden, um in einen Dialog mit ihren Ursprüngen zu treten, aber auch um sich die klassischen und patriarchalischen Werte der westlichen Welt anzueignen, die dem Konzept des “Genies” oder “Meisters” zugeschrieben werden, um sie in ihrer Praxis zu dekonstruieren.

Ihre Arbeiten wurden bereits in Einzelausstellungen bei Lateral Roma (Rom, 2021), Lucas Hirsch (Düsseldorf, 2021), Peach (Rotterdam, 2021), Muhry (Hamburg, 2020) und Almanac Inn (Turin, 2018) gezeigt. Sowie in Gruppenausstellungen in der Sammlung Falckenberg (Hamburg, 2022), Dortmunder Kunstverein (2022), Neuer Essener Kunstverein (2020), Acud Macht Neu (Berlin, 2020), Kunstverein Harburger Bahnhof (Hamburg, 2019), Galerie Karin Günther (Hamburg, 2019), Halle für Kunst Lüneburg (2017), Kunstverein Schwerin (2017) und DELF (Wien, 2017). Sie hat das Arbeitsstipendium für Bildende Kunst der Stadt Hamburg 2021 erhalten. 

Pictures credits: Charlotte Hafke

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FATIMA HELLBERG


Fatima Hellberg
, seit Ende 2019 Direktorin des Kunstverein Bonn, kuratiert den 16. Zyklus. Die Kunsthistorikerin, 1986 in Schweden geboren, hat Ausstellungen und Projekte in Institutionen wie ICA, London; Tate Modern; CCA Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco; Museion, Bolzano; South London Gallery und Malmö Konsthall, Schweden kuratiert. Fatima Hellberg war Künstlerische Leiterin des Künstlerhauses Stuttgart (2015-19) und lebte zuvor in London, wo sie als Kuratorin bei Cubitt, London und Electra, einer Organisation für zeitgenössische Kunst mit langjährigem Engagement im Bereich Gender und Feminismus, tätig war. Ihre kuratorische Praxis entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Künstler*innen und ist häufig mit einem längerfristigen Austausch verbunden, der sich in Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen manifestiert, unter anderem mit Ellen Cantor, David Medalla, James Richards, Michael Kleine (übrigens Neue Kunst Stipendiat 2018) und Ghislaine Leung. Fatima Hellberg unterrichtete im Rahmen des Critical Studies Programme am Sandberg Institute, Amsterdam sowie an der Universität Oxford, der ZHdK, Zürich und der Akademie der bildenden Künste Wien und schrieb u.a. für Texte zur Kunst, Frieze und Afterall. Sie studierte Kunstgeschichte und Visuelle Kultur/Visual Culture an der Universität Oxford sowie Kuratieren zeitgenössischer Kunst/Curating Contemporary Art am Royal College of Art in London.